Im Red Star Line Museum können Sie die Reise der Emigranten nachvollziehen. Vom Aufbruch in ihrem Heimatland über die lange Reise nach und den Aufenthalt in Antwerpen bis zur Schiffspassage und der Ankunft in der neuen Heimat USA oder Kanada.
Eine vielschichtige Erzählung
Die Odyssee von der Alten zur Neuen Welt ist in mehrere Etappen eingeteilt. In der Etappe Antwerpen geht es um die letzte Station der Auswanderer auf dem europäischen Kontinent: um Stadt und Hafen und um das alte und neue „Eilandje“. Im Mittelpunkt der Belgien gewidmeten Abteilung stehen die Emigranten selber – Menschen, die auf der Flucht vor Armut und Verfolgung oder aus Abenteuerlust die Überfahrt wagten und auf ein besseres Leben an der anderen Seite des Ozeans hofften.
Einzigartig an der Geschichte der Red Star Line ist ihre europäische Dimension. Die Passagiere kamen aus ganz Europa; belgische Passagiere waren die Minderheit.
Außerdem erzählt das Museum auch eine amerikanische „story“, wobei die Ahnen der heutigen Amerikaner die Hauptrolle spielen. Hier geht es um ihre Herkunft und ihre Reiseziele.
Und schließlich wird eine universale Geschichte erzählt. Sie handelt von Träumen von einem besseren Leben, von Abschied, vom Mut zur Entdeckung des Unbekannten und von der Suche nach einem neuen Zuhause.
Virtueller Museumsbesuch
Der erste Museumssaal ermöglicht dem Publikum eine Orientierung. Eindringliche Bilder und Installationen geben Antworten auf Fragen wie „Wo befinde ich mich hier?“, „Was ist hier geschehen“ oder „Was ist die Bedeutung dieser Geschehnisse?“.
Im ehemaligen Heizungsraum wird die Geschichte der Gebäude und der Reederei erzählt. Hier sind unter anderem die Gründungsakte der Reederei und einige Schiffsmodelle zu sehen.
Im angrenzenden Raum wird anhand eines Zeitstrahls und von zwanzig Schicksalen von Passagieren die Menschheitsgeschichte als eine Geschichte der Migration dargestellt. Alle Schicksale spielten sich in Epochen massenhafter Wanderungsbewegungen ab. Das zeitliche Spektrum reicht von der Verbreitung des modernen Menschen (60 000 bis 40 000 vor unserer Zeitrechnung) bis zu gegenwärtigen Flüchtlingsströmen. In die Zeit der Red Star Line fällt die Geschichte von Irving Berlin, der als Knabe mit seiner Familie in die USA emigrierte. Weiter gibt es eine multimediale Weltkugel und ein Kaleidoskop von Bildern, die den Besuchern die menschlichen Aspekte von Migration und Mobilität vor Augen führen.
Der Route der Auswanderer
Im nächsten Saal beginnt die chronologisch aufgebaute Hauptausstellung. Die Besucher folgen der Route der Auswanderer und erleben die einzelnen Etappen ihrer Reise. Auf zwei Etagen gibt es acht thematische „Boxen“: ein Reisebüro in Warschau, ein Zugabteil, die Stadt Antwerpen, die Gebäude der Red Star Line, das Deck eines Ozeandampfers, das Innere eines Schiffs, die Ankunft auf Ellis Island und das neue Leben in den USA. Die ausdrucksstarken Bilder und die stimmungsvolle Szenografie ermöglichen es dem Besucher, sich eine Vorstellung davon zu machen, wie die europäischen Auswanderer Anfang des 20. Jahrhunderts ihre Reise erlebt haben mögen. Im Fokus stehen dabei die Emigranten selber. Aufzeichnungen von Gesprächen, Briefe, Tagebücher oder Fotos dokumentieren ihre Erwartungen, ihre Hoffnungen, ihre Enttäuschungen und den Beginn eines neuen Lebens in Amerika.
Im Mittelpunkt stehen sechs Kronzeugen. Einige von ihnen leben noch. Die gut dokumentierten Geschichten der anderen werden von ihren Nachkommen erzählt. Unter den Geschichten befindet sich auch die von Albert Einstein, einer der Ikonen aus der reichen Geschichte der Red Star Line. Andere Passagiere sind vielleicht nicht so bekannt, aber deshalb sicher nicht weniger interessant: SONIA FUENTES, Irène Bobelijn, Ita Moel, die Familie Hutlet, Adolf Verhalle. Über Irving Berlin, eine andere Ikone der Red Star Line, wird an einer anderen Stelle der Ausstellung ausführlich berichtet.
Nicht nur Geschichten
Die Emigrantenschicksale werden mithilfe von Multimedia-Installationen und anhand von Objekten aus Familienbesitz erzählt. Außerdem gibt es auch einzigartiges historisches Bildmaterial zu sehen. Multimedia-Installationen und grafische Panele vermitteln die Ergebnisse neuer historischer Untersuchungen, die im Auftrag des Museums durchgeführt wurden. Weiter sind Leihgaben aus privaten und städtischen Sammlungen zu sehen, wobei das Spektrum von imposanten Schiffsmodellen über farbenfrohe Plakate bis zu persönlichen Gegenständen reicht. Und schließlich umfasst die Ausstellung Gemälde und grafisches Werk von Maurice Van Engelen, Eugeen Van Mieghem und Eugène Laermans, die tief beeindruckt waren von dem unablässigen Strom der Auswanderer. Übrigens regte er auch Schriftsteller wie Cyriel Buysse oder Georges Eekhoud zu literarischen Werken an.
Dance
Am Ende dieses erlebnisorientierten Rundgangs mit vielen historischen Erklärungen kehren die Besucher in die Gegenwart zurück. Eine Multimedia-Installation vermittelt einen Eindruck von aktuellen Migrantenschicksalen. Und dann erreichen sie die letzte Station ihres Besuchs: den Saal, in dem in einer Endlosschleife das Video Dance von Hans Op de Beeck (*1969, Turnhout, Belgien) vorgeführt wird. Op de Beeck schuf bereits 15 Experimentalfilme, darunter das international gepriesene Staging Silence (2009) und Sea of Tranquillity (2010). Dance, das vom Museum in Auftrag gegeben wurde, ist ein poetischer Stummfilm mit sparsamen Einstellungen, die eine große Menschenmenge bei einfachen, alltäglichen Handlungen zeigen. Der Film fordert die Zuschauer auf, über Migration früher und heute nachzudenken.
Das Magazin
Im Magazin können Sie sich in die Themen vertiefen, um die es im Red Star Line Museum geht. Sie können dort Ihre eigene Auswanderungsgeschichte oder die Ihrer Verwandten rekonstruieren. Aber wir laden Sie auch ein, Ihr eigenes Schicksal oder Migrantenschicksale von früher und heute zu erzählen. Zusammen mit Ihnen können wir unsere Sammlung von Erinnerungen an Menschen, die einmal zu einer neuen Heimat aufbrachen, erweitern.