Die Schiffe der Red Star Line brachten zwischen 1873 und 1934 nicht nur Auswanderer auf der Suche nach dem amerikanischen Traum in die Neue Welt. In den 1920er und 1930er Jahren veranstaltete die Reederei auch Kreuzfahrten und Weltreisen, an denen oft britische und amerikanische Touristen und Geschäftsleute teilnahmen. Die Ausstellung „Cruise away” zeigt das Leben an Bord dieser Kreuzfahrtschiffe.
Die in Tagebüchern und Reiseberichten aufgezeichneten Erlebnisse der Passagiere und der Besatzung bilden den roten Faden der Ausstellung. Darunter befinden sich auch eine Vielzahl Antwerpener Geschichten. Die Crew auf den Kreuzfahrtschiffen bestand zum größten Teil aus Antwerpener Seeleuten, die die Gelegenheit nutzten, die Welt kennenzulernen. Die Ausstellung widmet sich auch dem Zeitgeist zwischen den Weltkriegen und dem Aufkommen touristischer Sehenswürdigkeiten.
Goldene Käfige?
Außerdem wirft die Ausstellung einen kritischen Blick auf die Kreuzfahrten der „Wilden Zwanziger”. Die damaligen Schiffe waren eigentlich eine Art goldener Käfig. Überschwänglicher Luxus und Komfort verhinderten, dass die Passagiere die besuchten Gebiete wirklich kennenlernten. Koloniale Vorurteile und die tiefe Kluft zwischen Arm und Reich werden deutlich, sobald die Passagiere der örtlichen Bevölkerung begegnen.
Die preisgekrönte Fotografin Mashid Mohadjerin wirft mit ihren Fotos einen zeitgenössischen Blick auf die historische Geschichte der Kreuzfahrten. Sie verfolgte zusammen mit der Journalistin Ayfer Erkul ein Stück der Route einer Red Star Line-Kreuzfahrt durch das Mittelmeer.
Das Buch
Red Star Line: Cruise (1894 – 1931)
1921 und 1924 führten die Vereinigten Staaten Einwanderungsquoten ein. Dadurch sank der Zustrom europäischer Emigranten. Reedereien wie die Red Star Line in Antwerpen suchten neue Einkommensquellen im Tourismus. Die Ozeandampfer wurden zu Kreuzfahrtschiffen umgebaut, die die Superreichen zu exotischen Zielorten brachten. An Bord feierte man die „Wilden Zwanziger”.
Die Passagiere amüsierten sich beim Jazz, tranken reichlich Alkohol und vergnügten sich an einem Pool an Deck. Die Kreuzfahrtschiffe waren jedoch wie goldene Käfige. Der luxuriöse Komfort verhinderte, dass die Passagiere die besuchten Länder wirklich kennenlernen konnten.
In diesem Buch skizzieren die Mitarbeiter des Museums und internationale Experten ein Bild des Lebens an Bord. Sie befassen sich mit dem Zeitgeist und untersuchen die Motive und Eindrücke der Passagiere dieser Kreuzfahrten. Neben historischen Bildern laufen auch die Fotos der Fotografin Mashid Modjaherin wie ein roter Faden durch die Ausstellung.
Der Katalog erscheint beim Verlag Davidsfonds Uitgeverij. Mit Beiträgen von Bram Beelaert, DeSoto Brown, Ayfer Erkul, Waleed Hazbun, Marie-Charlotte LeBailly, An Lombaerts, Mike Robinson und Gerrit Verhoeven.