Wer ist Natalia?
Während ihres Studiums der Freien Künste an der Sint Lucas Hochschule Antwerpen arbeitete Natalia mit verschiedenen Techniken wie Textilien, analogen Medien und Video. Das Archiv, das als Erweiterung des Gedächtnisses dient, ist ihre wichtigste Inspirationsquelle.
Themen wie die sowjetische Architektur und Industrie bilden einen merkwürdigen Kontrast zu dem handwerklichen und traditionell weiblichen Medium Textil. In ihren Werken versucht sie, diese Extreme miteinander zu verknüpfen. Das Ergebnis ist ein eklektischer Mix aus schimmernden Fabrikschornsteinen und handgestickten Baukränen.
Natalia verwendet in ihren Werken häufig traditionelle Komi-Symbole, wie die der Sonne und des Hirsches. Diese regionalspezifische Symbolik wurde traditionell auf Kleidung, Wohnungen und Gebrauchsgegenständen angebracht, um die Angehörigen dieser Gemeinschaft zu identifizieren.
Erinnerungsmechanismen sind der rote Faden, der sich durch Natalias künstlerischen Prozess zieht. Ihre Werke verkörpern die dornige Suche nach einem Ort, den sie Zuhause nennen kann. Gleichzeitig stellt sie den Wahrheitsgehalt ihrer eigenen Erinnerungen in Frage, denn die Erinnerung ist schließlich eine ständige Neuinterpretation der Realität.
Natalia sagt:
Ein durchschnittliches sowjetisches Wohnviertel mit Standard-Wohnblocks war die Kulisse meiner Kindheitserinnerungen. Tausende von identischen Vierteln. Da ich mich an so wenig aus dieser Zeit erinnere, ergänze ich die realen Ereignisse in meinem Kopf mit Geschichten von anderen und dem, was ich in Büchern und auf Fotos sehe. Dadurch verschwimmt die Grenze zwischen persönlichen und kollektiven Erinnerungen und es entsteht meine eigene Interpretation, mein selbst konstruiertes Viertel.
Wie entstehen unsere Erinnerungen? Sind sie immer zuverlässig?
Was ist Heimweh?
Heimweh ist ein nostalgischer Rückblick auf eine verlorene Zeit, eine Sehnsucht nach kindlicher Unschuld und Unwissenheit. Es ist eine unerfüllbare Sehnsucht nach einer Zeit, in der noch alle Wege offen waren.
Das Red Star Line Museum ist ein Archiv der Geschichte, das den Betrachter anhand von Dokumentationen und Fotografien in eine vergangene, aber deshalb nicht vergessene Zeit zurückversetzt. Es ist ein Ort der Erinnerungsarbeit. Auch ein Kunstwerk kann Teil dieses Archivs sein. Es bietet einen einzigartigen Einblick in das Thema Migration, oft aus einem unkonventionellen Blickwinkel.
